Sonntag, 24. Mai 2015

Sumô

Am Samstag war ich zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Sumô-Wettkampf !

Sumô ist vom Grundprinzip eigentlich recht einfach:  der Spieler, der mit einem Körperteil ausserhalb des Ringes tritt oder innerhalb des Ringes mit einem anderen Körperteil als dem Fuß den Boden berührt, hat verloren. Es gibt eine Vielfalt an Techniken, um dies zu erreichen, manche sind bei den Zuschauern beliebter als andere. Einmal habe ich im TV einen Kampf gesehen, bei dem ein Spieler den anderen permanent geohrfeigt hat, das ist eher nicht so beliebt bei den Zuschauern, war aber ziemlich effektiv. Das Grundprinzip ist also recht einfach. Meiner Meinung nach ist das kompliziertere die "Ranking" - Liste. Die oberste Klasse oder Liga, wie man es nennen mag, ist die Makuuchi Liga. In der Makuuchi Liga gibt es 42 Kämpfer, darunter die Maegashira- das sind die "normalen Ränge" , danach folgen die Komusubi, Sekiwake, Ôzeki und an der Spitze der oder die Yokozuna. Dabei gibt es immer einen Meister Yokozuna. Die Makuuchi-Liga ist auch noch einmal unterteilt in "Ost" und "West", wobei der Osten als die höhere Gruppe gilt. Das ganze Ranking basiert auf dem Sieg/Niederlagen-Verhältnis. Wenn man mal Yokozuna ist, dann funktioniert das wie beim Papst, man bleibt Yokozuna, bis man stirbt oder, wie in den allermeisten Fällen eher üblich, zurücktritt. Der Yokozuna tritt zurück, wenn er entweder nicht mehr will, oder, was öfter passiert, wenn er zu oft verliert und dadurch zu stark in die Kritik gerät und sich deshalb gewzungen sieht, zurück zu treten. Aber wie wird man Yokozuna ? Ich habe vor dem Spiel eine Tabelle erhalten die für die ausländischen Zuschauer gedacht ist. Vielleicht hilft das beim Verständnis.

Nun wieder zurück zum Sumô Erlebnis.
Vor dem Ryôgoku-Stadion hatte ich die Möglichkeit mich von einem Sumô Ringer auf Händen tragen zu lassen- das musste ich einfach nutzen.
Im Stadion kann man jede Menge Souvenirs und Essen kaufen, denn während des Wettkampfes kann man essen, trinken und jederzeit die Halle verlassen- das fand ich ziemlich angenehm, da das ganze ja schon um 14:00 Uhr losging und dann bis 18:00 Uhr dauerte.
Wenn man die Möglichkeit hat, dann sollte man auf jeden Fall mal ein Sumô Spiel sehen.
Am nächsten Tag hat sich dann übrigens entschieden, dass der Mai-Meister Terunofuji, ein gebürtiger Mongole, ist, damit ist er aber noch nicht automatisch ein Yokozuna. Momentan gibt es einige nicht- Japaner in der Sumo Liga, darunter meist Mongolen, aber auch ein Sumô aus Georgien und einen aus  Brasilien. 
 Das Stadion von Innen sieht sehr schön aus, auf den unteren, etwas teureren Rängen sitzt man auf Kissen und kann sich auch Bentô-Boxen mit leckerem Essen gegen einen Aufpreis vorbestellen und dann während dem Spiel essen.
 Der Mann in der Mitte ist der Schiedsrichter. Aussen auf den Kissen sitzen die nächsten Sumô bereit und warten auf ihren Kampf. Es beginnen die unteren Klasssen und die besten Sumô Spieler kommen zum Schluss dran, deshalb war das Stadion am Anfang noch relativ leer. Der Gewinner des Kampfes hat die Ehre, dem darauffolgenden Sumô das Wasser zu reichen. Bevor die Sumô Kämpfer gegeneinander antreten, spülen sie sich den Mund mit Chikara - Mizu (übersetzt Kraft-Wasser) aus und werfen Salz in den Ring, um sich und den dôyo (den Ring) zu reinigen
 Vor dem Wettkampf kommen jeweils die Ost- und West Makuuchi in das Stadion und stellen sich im Kreis auf.
 Bei den wichtigen Spielen am Schluss mit den stärksten Kämpfern, gibt es oft sehr viele Sponsoren. Die Sponsoren haben so eine Art Flagge, die reingetragen wird und dann laufen die Sponsoren- Bannerträger einmal im Kreis, damit auch alle diese Flaggen sehen. Das kostet den Sponsoren 60.000 Yen - pro Flagge - und das Geld geht an den Sumô - Spieler der gewinnt. Bei einem Spiel zum Beispiel war ein Sumô Spieler aus Aoyama, da hat eine lokale Film Firma gesponsert, also ist eine Flagge vor dem Spiel zu sehen gewesen. Danach hat aber leider nicht der Spieler aus Aoyama gewonnen, sondern sein Gegner, der hat dann das Geld einkassiert. Das Geld bekommen die Spieler sofort, nachdem sie gwonnen haben, noch im Ring vom Schiedsrichter überreicht. Beim letzten, aber in diesem Fall nicht entscheidenden Spiel waren es 53 Flaggen, die gezeigt wurden, ihr könnt euch da jetzt ausrechnen, was der Gewinner am Ende für eine Stange Geld bekommen hat. Und das war in 63 Umschläge verpackt, die der Schiedsrichter übergab. Davon habe ich aber leider kein Foto gemacht.
 Im Publikum saß auch eine Geisha. Das musste ich natürlich Fotografieren, hatte aber leider nur mein Handy dabei, deshalb sieht man sie nicht so gut. Aber man kann das weiße Gesicht schon erkennen, oder ?


Montag, 4. Mai 2015

Japans schöne Architektur ?

Abseits - aber nicht weit entfernt- von den vielbesuchten Touristenattraktionen wie Asakusa, Senso-ji oder der teuersten Einkaufsstraße Omotesandô, findet man immer wieder sehr schöne, teils moderne aber auch klassisch japanisch angehauchte Häuser. Oft wundere ich mich, wer sich in einer so teuren Stadt wunderschöne, relativ große Häuser mit tollen, im japanischen Stil angelegten Gärten leisten kann ? "Yakuza oder Politiker" flüstert mir da meine beste Freundin immer zu. Achso ! Das ergibt Sinn. Aus diesem Grund kann ich momentan auch keine brauchbaren Fotos von diesen schönen Häusern liefern, denn ich hab immer die Befürchtung, dass es mein letztes Foto sein könnte.
Aber trotz allem gibt es viele schöne und moderne Gebäude. Eine Freundin, Keiko, arbeitet bei einem relativ angesagten Frisör und der liegt mitten auf der Omotesandô in einem neuen, von architekturinteressierten Touristen gerne abgelichtetes Gebäude. Das Gebäude wurde von Ando Tadanobu entworfen. Ich habe mir vorgenommen, von jetzt an einfach auch mal Gebäude zu fotografieren und hier reinzustellen, deren Ästhetik jeder für sich selbst entdecken kann. 














Die letzten drei Fotos sind nicht auf der Omotesandô Straße. Das Gebäude  mit diesem goldenen "etwas" ist das Gebäude von Asahi Bier. Das linke, hohe Gebäude sieht aus wie ein Bierglas mit Schaum. Das rechte soll wohl die "Flamme d'or " wird aber von vielen hier in Japan auch liebevoll "kin no unko " also zu deutsch : der goldene Scheißhaufen (sorry aber mir wurde an der Uni möglichst wortgetreues Übersetzen beigebracht) genannt.
Und das letzte Bild zeigt das neueste Wahrzeichen Tokios, welches praktisch das Auslaufmodell "Tokyo Tower" ersetzen soll, der fast doppelt so hohe Tokyo Sky Tree.  Bei dem Gebäude ging es wohl vor allem darum, möglichst hoch zu bauen ich muss sagen, dass mir der Tokyo Tower besser gefällt. Aber jetzt hat Japan wenigstens den höchsten Sendeturm und das zweithöchste Gebäude der Welt und das ist ja auch was.

Die Kirschblüte

Seit meiner Ankunft in Tokio ist nun schon einiges Zeit vergangen.
Frühling ist ja bekanntlich die Zeit, in der die Natur erwacht und alles zu wachsen und sprießen beginnt. Mir kommt es so vor, als würden auch die Menschen in Japan mit dem einsetzendem, wärmerem Wetter unter ihren Kôtatsu (elektronisch beheizte Tische mit Deken, damit im kalten Winter in den unbeheizten Wohnungen und Häusern wenigstens an den unteren Extremitäten keine Frostbeulen entstehen) herausschlüpfen und nach Zeichen auf Leben  ausschau halten.
Im Frühling beginnt nämlich die Zeit der Hanami. Zu Beginn freut man sich über die kfätig Pinkfarbenen Pflaumenblüten, denn nach der Pflaume kommt bald die Kirschblüte. Und die Kirschblüte ist das Event ! Die Farben der Kirschblüte, die von einem kräftigen Pink bis zu einem dezenten hellrosé bis weiß reichen, signalisieren den Beginn des Frühlings, sorry Pflaume du kannst da einfach nicht mithalten. Dieses Jahr konnte ich endlich mein erstes, richtiges Hanami begehen. Schon 2011 habe ich mich total auf dieses mysthisch anhauchende Event gefreut, von dem ich bisher nur in einem Manga,  Zeitungen, TV und  eigentlich in allen verfügbaren  deutschen und japanischen Medien, meinen Landkunde Japanologie Reader miteingeschlossen, gelesen habe. Ich habe mich, seitdem ich mich für Japan interessiere und seitdem ich Japanologie lerne, auf dieses Event gefreut - neben dem Sommerfeuerwerk, den Matsuri die in jeder größeren und kleineren Stadt, Dorf, Bezirk, stattfinden, den mir nicht nur von zahlreichen Freunden, sondern sogar vom Aldi (oder wars Penny) Reisekatalog empfohlenen, wunderschön anmutenden, Herbst mit den bunten Ahornbäumen und natürlich dem japanischen Neujahr- welches jeder halbwegs gestandene Japanologe doch mindestens einmal erleben und mit einem Foto von dem ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres beglaubigen lassen sollte- ja auf dieses Event habe ich mich am meisten gefreut !
Ich fand die Vorstellung toll, unter einem prachtvoll blühenden Kirschbaum zu sitzen und mit meinen ganzen japanischen  Freunden ein Bento zu essen und Bier oder japanischen Reiswein zu trinken.  Nichteinmal einen Monat nach meiner Ankunft begann die Kirschblüte in Tokio. Es war wohl so Ende März bis Anfang April. Dieses Jahr ist es schon sehr früh relativ warm in Japan gewesen und deswegen ging alles schnell. Und schnell musste man auch beim Hanami sein. Wir haben etwa vier Tage in Parks und dergleichen die Kirschblüte bewundert und in diesen Momenten wurde mir bewusst, dass Tokio eine der größten Metropolen der Welt ist !
Wir waren auch an DEM aktuell beliebtestens Ort um die Kirschblüte zu bewundern, in Meguro auf dem Gawa Sakura Matsuri (Fluss- Kirschblüten Fest),  ein Jahr oder zwei Jahre zuvor wurde an dieser Stelle ein japanisches "Drama" ( so ähnlich wie eine Daily Soap nur mit kürzerer Halbwertszeit) gedreht.
An diesem Tag waren wir auch in einem Park, den eine Freundin, die als Frisör arbeitet, von einem Kunden empfohlen bekommen hat.
Der Park war voller Kirschbäume und es war wirklich sehr schön. Auch war der Park relativ groß und so haben sich die Menschenmassen ein wenig verlaufen.

Wir waren auch auf dem Aoyama Friedhof im Minato Bezirk, der für seine pittoresque Kirschblüte bekannt ist- das klingt vielleicht marode aber es war wirklich einen Besuch wert !


Der teilweise extrem starke aber angenehm warme Frühlingswind hat dem ganzen Spektakel jedoch schnell ein Ende gesetzt.Nicht einmal eine Woche und von der Kirschblüte war nicht mehr viel übrig.
Dazu ist zu sagen, dass man in Japan eine Art Kirschblüten-Index hat. Es gibt den Prozentualen Öffnungszustand der Blüten an. Die Volle Kirschblüte heißt Mankai. Ist dieser Zustand erreicht, dann hat man die wahre Pracht der Kirschblüte gesehen, in dieser Hinsicht sind die Japaner sehr genau.

Es gibt noch sehr viel zu erzählen und berichten aber das kommt dann im nächsten Eintrag.